Heidemarie Mundlos

Minister Lindemann veröffentlicht Auswertung zur Anwendung von Antibiotika bei Nutztieren

Nach Aufarbeitung von niedersachsenweit erhobenen Daten zum Antibioti-kaeinsatz in der Nutztierhaltung liegt nun der Bericht des Niedersächsischen Ministeri-ums für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung vor. Der Bericht beinhaltet detaillierte Daten, etwa zur Häufigkeit von Behandlungen in Mast-durchgängen, zur Dauer von Behandlungen und zu den eingesetzten Wirkstoffen. Am 10. November 2011 hatte Landwirtschaftsminister Gert Lindemann anlässlich einer Landtagsdebatte zum Antibiotikaeinsatz bereits erste Zahlen aus der Erhebung be-kanntgegeben.
Ausweislich des Berichts kamen in ca. 83% der untersuchten Masthühnerbetriebe und in 92% der Betriebe mit Putenaufzucht und -mast antimikrobiell wirksame Stoffe zum Einsatz. Bei Mastschweinen setzten 77% der Betriebe, bei der Aufzucht von Mast-Jungrindern (Fresser) 80% und in den Mastkälberbeständen 100% der Betriebe Antibiotika ein. Dabei schwankte der Antibiotikaeinsatz nicht nur von Betrieb zu Betrieb, sondern vor allem auch von Mastdurchgang zu Mastdurchgang innerhalb eines Betriebes. Aus den Ergebnissen der niedersächsischen Arzneimittelerhebung lässt sich kein Zusammenhang zwischen der Größe eines Tierbestandes und der Häufigkeit des Arzneimitteleinsatzes ableiten. Auch lässt die Häufigkeit der Anwendung von Antibiotika keine Aussage über deren illegale Behandlung zu.
Diese und weitere Erkenntnisse sind Grundlage für die von Minister Lindemann wäh-rend der November-Plenarsitzung vorgestellte Minimierungsstrategie zum Antibiotikaeinsatz. Die Strategie sieht unter anderem vor, dass die im Bericht vorgestellte „The-rapiehäufigkeit künftig betriebsindividuell“ erfasst werden soll. Die Therapiehäufigkeit ermöglicht einen Vergleich von Arzneimitteleinsätzen und gibt Tierhaltern und bestandsbetreuenden Tierärzten ein Instrument an die Hand, den Arzneimitteleinsatz positiv zu beeinflussen. Die Weitergabe von Erfahrungen aus Erzeugerbetrieben, die durch keinen oder geringen Antibiotikaeinsatz und ein effektives Tierhaltungsmanage-ment gekennzeichnet sind, gilt es dabei zu nutzen.
Die Minimierungsstrategie umfasst auch eine sachliche Bewertung der Erhebungsergebnisse. „Zu schnell werden gelegentlich nicht zutreffende Schlüsse aus Erhebungen gezogen“, erklärt Minister Lindemann. Ein Beispiel ist die Resistenzentwicklung bei MRSA (Methicillinresistenter Staphylococcus aureus)-Keimen. Vorschnell wurde dieTierhaltung als hauptsächliche Ursache für die Resistenzentwicklung dieses Krankheitserregers gegen Antibiotika verantwortlich gemacht. Untersuchungsergebnissen zufolge sind die normalerweise beim Menschen vorkommenden multiresistenten Keime zumeist nicht dieselben, die in der Tierhaltung vorkommen.
Die Minimierungsstrategie steht im Kontext mit den Bestrebungen aller Beteiligten des am 23. und 24. November 2011 vom Bundesinstitut für Risikobewertung ausgerichteten Forums „Verbraucherschutz“.
Der Bericht des niedersächsischen Fachministeriums ist ab sofort abrufbar auf der Seite des Ministeriums unter www.ml.niedersachsen.de.