Heidemarie Mundlos

Ausbildungsumfrage 2012 in Niedersachsen

„Die Attraktivität einzelner Berufszweige oder ganzer Branchen ist einem Wandel unterlegen. Nicht wenige Ausbildungsberufe sind in der Gunst der Schulabgänger in den letzten Jahren oder Jahrzehnten stark gefallen, andere hingegen stehen auf der Hitliste ganz oben. Manche Berufe finden die heutigen Berufseinsteiger einfach nicht hip, uncool oder im schlimmsten Fall echt krass.“ (Aussage eines Unternehmers im Rahmen der Umfrage)

Im Februar 2012 befragten die Industrie- und Handelskammern in Niedersachsen Unternehmen zum Thema Ausbildung. 1.045 Betriebe haben sich an der Umfrage beteiligt.

Fest steht:

  •  Unternehmen planen „Ausbildung“ weiter auszubauen
  • Das Internet gewinnt bei der Suche nach Auszubildenden an Bedeutung
  • Das Fehlen geeigneter Bewerber erschwert die Besetzung neuer Ausbildungsplätze
  • Mangelnde Ausbildungsreife lässt Betriebe die Anforderungen senken
  • Gute Chancen nach der Ausbildung – Übernahme und Weiterbildung als Mittel zur Fachkräftesicherung

Der Ausbildungsmarkt in Niedersachsen profitiert weiterhin von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung, sowie vom steigenden Fachkräftebedarf. Bereits zum zweiten Mal in Folge ist der Saldo zwischen Unternehmen, die mit steigenden Auszubildendenzahlen planen und denen, die mit rückläufigen Zahlen arbeiten, positiv. Ein gutes Zeichen!

Die Unternehmen werden auch kreativer. Bei der Suche nach den Auszubildenden nutzen sie neben der klassischen Stellenanzeige bei der Agentur für Arbeit und der regionalen Tageszeitung immer mehr die neuen Medien, um potentielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Für alle angehende Auszubildende sei sich also gemerkt: Ausbildungsangebote auf der unternehmenseigenen Homepage, Posts an der Pinnwand bei facebook und das individuelle Bewerbertraining in der Schule nebenan gehören inzwischen zum gängigen Repertoire der Unternehmen.

Doch gibt es nicht nur positive Nachrichten. Denn selbst wenn sich die Besetzungsquoten leicht verbessert haben, ist die Besetzung der Ausbildungsplätze nach wie vor schwierig, weil häufig geeignete Bewerber fehlen und die prognostizierten Schulabgängerzahlen keine Besserung erwarten lassen. Sowie schon im vergangenen Jahr empfinden die Unternehmen die mangelnde Ausbildungsreife und die unklaren Berufsvorstellungen der Jugendlichen als große Ausbildungshemmnisse. Als Reaktion darauf beteiligen sie sich an der Berufsorientierung in den Schulen, machen Abstriche bei den Anforderungen an die Bewerber und fördern ihre Auszubildenden mit Nachhilfe. Ein wichtiger Faktor im Kampf um die immer weniger werdenden Fachkräfte ist für die Unternehmen die Ausbildung eigener Fachkräfte und deren Übernahme in eine Weiterbeschäftigung. Noch mehr setzen die Unternehmen auf die betriebliche Weiterbildung, um das altersbedingte Ausscheiden zahlreicher Mitarbeiter in den nächsten Jahren zu kompensieren.

Hinsichtlich des demografischen Wandels hat die heutige Jugend – trotz aller oft erwähnten negativen Prognosen – doch sehr gute Chancen. Vor allem, wenn sie die Weiterbildungsmöglichkeiten in der Schule, also vor der Ausbildung, ausreichend wahrnehmen.