Mundlos und Götz: Sprachliche und kulturelle Kompetenzen von Migranten stärker fördern und effektiv nutzen
Vor allem im Bereich der Pflege bestehe großer Bedarf an interkulturell geschultem Fachpersonal. „Aufgrund der demografischen Entwicklung wird es künftig immer mehr pflegebedürftige Menschen mit Migrationshintergrund geben, die auf professionelle, außerfamiliäre Pflegeangebote angewiesen sind", erklärte Mundlos. „Die Pflege dieser Menschen muss ihre kulturellen und religiösen Bedürfnisse berücksichtigen." So würden beispielsweise Demenzkranke häufig Stück für Stück die deutsche Sprache „verlernen" und seien dann auf Pflegekräfte mit Kenntnissen in der Herkunftssprache angewiesen. „Neben den Sprachkenntnissen spielen auch das Wissen um bestimmte religiöse und kulturelle Traditionen und Gebräuche, wie zum Beispiel die Esskultur oder den Umgang mit Körper, Krankheit, Schmerz und Tod, in den unterschiedlichen Kulturkreisen eine wichtige Rolle", betonte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Um einen möglichst kultursensiblen Umgang in der Pflege gewährleisten zu können, unterstütze die Landesregierung beispielsweise das Projekt „I care... u2?" der Landesvereinigung für Gesundheit und Sozialmedizin Niedersachsen mit insgesamt 100.000 Euro. „Mit dem Projekt sollen junge Migrantinnen und Migranten für den Pflegeberuf gewonnen werden", so Mundlos. Darüber hinaus entwickle die Landesregierung derzeit ein spezielles Pflegelotsenprogramm. Dabei sollen Pflegelotsen aus gleichen Kulturkreisen gewonnen werden, die mit ihrem kulturspezifischen Verständnis helfen, die Pflegebedürftigen bestmöglich zu betreuen.
„Um die sprachlichen Kompetenzen der Migrantinnen und Migranten in Bereichen wie der Altenpflege nutzen zu können, muss ihre Mehrsprachigkeit im Rahmen der schulischen Ausbildung stärker gefördert werden", fügte Rudolf Götz hinzu. Ein entsprechender Antrag der Regierungsfraktionen sei im Dezemberplenum verabschiedet worden. In den Kindertagesstätten und im vorschulischen Bereich sei die herkunftssprachliche Förderung in Niedersachsen bereits etabliert. „Mit unserem Antrag setzen wir uns dafür ein, den Unterricht in der Herkunftssprache auf die weiterführenden Schulformen auszuweiten", erläuterte der CDU-Landtagsabgeordnete. Derzeit liege der Fokus der Fremdsprachenförderung noch auf westlichen Sprachen wie Englisch, Französisch oder Spanisch. Die stärkere Einbeziehung von Sprachen wie Türkisch, Arabisch, Russisch oder Polnisch in den mehrsprachigen Unterricht, könne jedoch für Niedersachsen auch in wirtschaftlicher Hinsicht eine nicht zu unterschätzende Bereicherung darstellen. „Im Hinblick auf die zunehmende Internationalisierung gewinnen mehrsprachige Kompetenzen immer mehr an Bedeutung für die wirtschaftlichen Beziehungen", so Götz. „Die Herkunftssprachen der Migrantinnen und Migranten sind eine wertvolle Ressource, die wir in Niedersachsen bewahren und nutzen müssen."