Dichtung und Wahrheit beim Lehrerprotest
Als Landtagsabgeordnete von 1994 bis 2013 (und auch vor meiner Abgeordnetenzeit) durfte ich Bildungspolitik nicht nur miterleben und mitgestalten, sondern auch miterleiden - hautnah. Auch deshalb bin ich sehr verwundert über die Einlassungen des jetzigen Braunschweiger Wahlkreisabgeordneten Christoph Bratman (SPD), wie sie am 15. und 17. Februar 2014 in der Braunschweiger Zeitung zu den Reaktionen vieler Gymnasien auf die Erhöhung der Arbeitszeit für Gymnasiallehrer zu lesen waren.
Es geht letztlich um die Frage, ob der Protest vieler Gymnasien in Form von Streichung von Klassenfahrten gerechtfertigt ist oder nicht und ob er womöglich die Falschen trifft, nämlich Schülerinnen und Schüler.
Die Frage ist erlaubt, doch die Antwort für mich völlig klar: Wer so fragt, verwechselt Ursache und Wirkung und "springt" zu kurz. Der mehrfache Wortbruch der Landesregierung (oder Betrug?) trifft insbesondere die Gymnasiallehrer, aber auch alle Lehrer über 55 Jahre. Diese Politik ist somit gegen deren Schülerinnen, Schüler und ihre Eltern gerichtet und nimmt "Kollateralschäden" zumindest billigend in Kauf.
Der Protest der Lehrer kam nicht wie ein Naturereignis oder eine völlig überraschende "Trotzreaktion", sondern war die folgerichtige und lange angekündigte Maßnahme, mit der einer Aufforderung der Kultusministerin Heiligenstadt (SPD) Rechnung getragen wurde: Die Gymnasiallehrer mögen doch woanders Zeit einsparen, es handele sich lediglich um eine Arbeitszeitverlagerung, d.h. mehr Zeit für Unterricht - weniger Zeit für Vor- und Nachbereitung und andere außerunterrichtliche Tätigkeiten. Genau das setzen die Gymnasialllehrer nun um - nicht mehr und nicht weniger.
Wem das nicht gefällt, der sollte sich an die Verursacher wenden, an Ministerin Heiligenstadt oder einen Abgeordneten wie Herrn Bratmann!